Am 21.11.2022 veröffentlichte der Spiegel unter der Überschrift „Wie realistisch ist ein Blackout?“ einen Beitrag mit einer Einschätzung des BBK-Chefs (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe), der vor einem möglichen „Blackout“ Szenario in Deutschland warnt. In den letzten Tagen erreichen uns daher immer wieder Anfragen unserer Kunden, wie wir das Risiko eines „Blackouts“ in Deutschland bewerten und welche Maßnahmen bei uns getroffen werden, um den Fortbetrieb unserer Infrastruktur zu gewährleisten. Wir haben diese Anfragen daher zum Anlass genommen, eine entsprechende Risikobewertung zu verfassen. Dafür ist es aber notwendig, auf die aktuelle Faktenlage einzugehen.

Was ist ein Blackout?

Unter einem Blackout versteht man einen großflächigen Ausfall der Stromversorgung, welcher eine große Anzahl von Menschen gleichzeitig betrifft. Das europäische Stromnetz arbeitet mit einer Netzfrequenz von 50,0 Hz. Diese Netzfrequenz darf nur minimalen Schwankungen unterliegen und hängt mit der Einspeisung von Wechselstrom zusammen. Es gibt zahlreiche Mechanismen im Stromnetz die dafür sorgen, dass diese Frequenz innerhalb der Stabilitätsparameter bleibt. Gerät die Netzfrequenz aus dem Gleichgewicht, kann dies zu einer teilweisen Abschaltung des Stromnetzes führen oder auch zu einem Blackout Szenario. Eine mögliche Ursache dafür kann sein, dass mehr Strom benötigt wird, als durch die Kraftwerke produziert werden kann.

Sollte ein Blackout Szenario eintreten, muss das gesamte Stromnetz abgeschaltet und über mehrere Tage abschnittsweise wieder hochgefahren werden.

 

Wie wahrscheinlich ist ein Blackout?

Die Bundesregierung in Deutschland hat beschlossen, alle verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland zunächst bis 15. April 2023 weiter zu betreiben. Dies bedeutet, dass alle Kraftwerke weiterhin in Betrieb sind, so wie dies in den letzten Jahren der Fall war. Es werden keine Kraftwerke abgeschaltet und auch die Gasversorgung ist innerhalb Europas nach wie vor sichergestellt. Der Erdgasanteil in der Stromerzeugung liegt 2022 bisher bei ca. 12% – im Vorjahr lag dieser bei ca. 15%.

Quelle: https://www.agora-energiewende.de/service/agorameter/chart/conventional_power_generation/28.11.2021/28.11.2022/today/

 

Laut einer Pressemitteilung der Tagesschau vom 18.11.2022 „Sorge um Stromversorgung in Frankreich“ wird mitgeteilt, dass sich die Wartung der dortigen Atomkraftwerke verzögert und es daher zu Energieversorgungsengpässen und geplanten, regionalen Stromabschaltungen, kommen kann. Deutschland bezieht und exportiert allerdings Strom aus einer Vielzahl verschiedener EU-Mitgliedsstaaten.

Quelle: https://www.agora-energiewende.de/service/agorameter/chart/power_import_export/28.11.2021/28.11.2022/today/

 

Wir bewerten daher das Risiko eines vollständigen Blackouts im kommenden Jahr 2023 nur minimal höher als in den vorangegangenen Jahren.

 

 

Maßnahmen für den Fortbetrieb der IT-Infrastruktur

Da wir selbst keine Rechenzentren betreiben, sondern Flächenmieter in Rechenzentren sind, müssen wir uns auf die Expertise unserer Dienstleister verlassen. Neben Netzwerk und Klimatisierung ist natürlich auch die Energieversorgung der Serveranlagen ein essentieller Baustein für den Fortbetrieb unserer Server- und Netzwerk Infrastruktur. Jeder unserer Rechenzentrumsdienstleister verfügt über zahlreiche Zertifizierungen. Bei vielen Zertifizierungen ist die redundante und dauerhafte Energieversorgung des Rechenzentrums essentieller Bestandteil.

Die Notstromversorgung ist daher Teil der „Business Continuity“ der ISO 27001/ISO 22301 Zertifizierung, Teil einer EN50600, Teil einer TIER3 sowie TÜV Stufe 3 Zertifizierung. Dennoch haben wir unsere Dienstleister gebeten, uns weitere Informationen zur Notstromversorgung zu übermitteln.

 

Standort FRA4 – FirstColo – Werkhaus (ISO 27001, TÜV VK3, PCI DSS zertifiziert)

Am Standort FRA4 kann der Netzausfall mit der Hauseigenen NEA 24 Stunden gesichert werden. Davon 8 Stunden über einen internen Tank und 16 Stunden über eine Bevorratung.

Standort FRA1 – NTT (ISO 27001, DIN EN 16763, DIN EN 50600, ISO 9001, ISO 50001, PCI DSS, TIER 3 TIA 942:2010 zertifiziert)

In unserem Standort FRA1 beträgt die Kraftstoffbevorratung pro Rechenzentrumsgebäude 48 Stunden. Unsere Serveranlagen sind hier auf zwei Rechenzentren verteilt.

Standort FRA11 – InterXion (ISO 27001, ISO 22301, PCI DSS, ISO 9001, ISO 14001, ISO 50001 zertifiziert)

Der POP Standort FRA11 ist im Wesentlichen ein Netzwerk Knotenpunkt der einen Redundanzteil unseres Netzwerk darstellt. Die Kraftstoffbevorratung im Rechenzentrum FRA11 beträgt 60 Stunden.

 

 

IP-Projects setzt seit Gründung auf zuverlässige und erfahrene Partner im Bereich Rechenzentren. An unseren Standorten FRA1 – NTT und FRA11 – InterXion befinden sich neben unseren Netzwerk-POPs- und Serveranlagen auch Knotenpunkte der größten Internetanbieter Europas. Ein längerfristiger Ausfall der Stromversorgung und ein kontrolliertes Herunterfahren der Standorte hätte daher weitreichende Auswirkungen auf die generelle Internetverfügbarkeit in Europa. Dies ist mit ein Grund dafür, dass diese Standorte zur kritischen Infrastruktur zählen und daher ein Fortbetrieb auch durch die Bundesregierung sichergestellt wird.

Sollte dennoch widererwartend eine kontrollierte Abschaltung notwendig sein, gibt es entsprechende Abschaltpläne und Notfallkonzepte. Auch verfügt die IP-Projects und unsere Dienstleister über ausreichend personelle Ressourcen um eine Wiederherstellung aller Dienste innerhalb kürzester Zeit zu gewährleisten.